15. Station

wisst ihr nicht

von Wilhelm Willms
Er macht anschaulich, wie man als neuer Mensch leben kann.

wisst ihr nicht dass ihr bei eurer taufe mit hineingezogen seid in den tod christi bei der taufe seid ihr begraben worden
das heißt der alte mensch ist begraben worden
der alte mensch
der unter dem zwang der bosheit steht unter dem gesetz des egoismus
des neides
des ehrgeizes
der geltungssucht
der üblen nachrede
wisst ihr nicht dass dies alles begraben sein soll mit der taufe
und dass mit eurer taufe der neue mensch auferstanden ist in euch der mensch
der das gute wort auf der zunge hat
der sich freut wenn es dem andern gut gelingt das leben
der nicht neidisch ist
der neue mensch soll in euch auferstehen
denn der alte mensch soll begraben sein
AUFERSTEHUNG
der mensch der unfrieden stiftet
der alte mensch der geschwätzigkeit
wenn ihr wirklich bei der taufe mit christus gestorben seid - was den alten menschen betrifft -
dann werdet ihr auch mit christus auferstehen in freude der neue mensch wird in euch auferstehen
und die herrlichkeit
der glanz des lebens
der glanz gottes
der da ist friede
freude
freiheit
heiterkeit
menschenfreundlichkeit
dieser glanz wird an euch sichtbar
dies alles ist der geist gottes mit dem ihr gesalbt seid

Das keimende Weizenkorn als Symbol für die Auferstehung

Der jährlich zu beobachtende Vorgang des Keimens macht anschaulich, was in der Auf- erstehung geschieht, nämlich das Wachsen neuen Lebens aus dem Sterben. So wie aus dem (ver-grab-enen) Samenkorn frisches Grün hervorkommt, so entfaltet sich aus dem Tod, aus dem be-grab-enen und toten Menschen neues, frisches Leben. Schon Paulus verwendete dieses Bild, um zu erklären, was mit Auferstehung gemeint ist. Auf die Frage der zweifelnden Korinther, wie die Toten auferweckt werden und was sie für einen Leib haben werden, antwortete Paulus:

„Was für eine törichte Frage! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn, zum Beispiel ein Weizenkorn oder ein anderes. Gott gibt ihm die Gestalt, die er vorgesehen hat, jedem Samen eine andere. … So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was aufer- weckt wird, unverweslich. Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herr- lich. … Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib.“ (1 Kor 15,36-44)

Auferstehung hat mit „Aufblühen“, Lebensentfaltung und Glück zu tun. Das, was uns Menschen nach dem Tod (bzw. im Tod selbst) bei unserer Auferstehung erwartet, ist nicht ewig andauernde Langweiligkeit, leidenschaftslose Ruhe oder Verschlafenheit, sondern Leben in Fülle, ein Leben, an dem man sich ungebrochen freuen kann, ein Aufbruch, ein Neubeginn.

Dr. Stefan Schlager, Theologische Erwachsenenbildung https://www.dioezese-linz.at/dl/unmKJKJLnokJqx4kLJK/Bibelarbeit_Mk_16_Auferstehung_pdf

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14. Station

Trotzdem dankbar

Ein Projekt der Jesuiten:

https://www.jesuiten.org/trotzdem-dankbar

Auf der Website findest du viele Beträge und Impulse zur Dankbarkeit. Ganz unten kannst du dich auf der Community-Wall verewigen! Schau doch mal, wer dort schon aller etwas hingeschrieben hat. 

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13. Station

Zünde eine virtuelle Kerze an

Gehe in die virtuelle Kapelle und entzünde eine Kerze. Sie bleibt sieben Tage lang brennen.

Bibelstelle 

Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. (Joh 19,39f) 

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12. Station

Gebet

Gott, in mir ist dunkel, aber bei dir ist das Licht. 
Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. 
Ich bin mutlos, aber du bringst mir Hilfe. 
Ich bin unruhig, aber du schenkst mir Frieden. 
In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld. 
Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich. 
(Dietrich Bonhoeffer) 

Impuls 

Jesus ist gestorben. 

Für die Menschen um Jesus bedeutet das den Verlust der gelebten Beziehung, Verzweiflung, Schmerz und die fragende Suche, wie es weitergehen soll. 

Noch denkt niemand an einen Neubeginn, sondern Gefühle wie Leere, Hilflosigkeit und Ausgeliefert-Sein dominieren. 

Eine Krise ist eine “schwierige Lage, eine Zeit, die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt” (Duden). Eine Krise ist zeitlich begrenzt, sie hat einen Anfangspunkt und ihr Ausgang ist offen. 

Gerade jetzt erleben wir eine Krise, die uns aus unserem gewohnten Leben herausfallen lässt. Wir können diesen Zustand nicht überspielen oder auslassen, weil er uns unbequem ist. Jetzt ist innere Einkehr angesagt, die Konzentration auf das Wesentliche. Viele nutzen diese Pause zum Aussortieren und Ordnung machen und fragen sich, was wirklich wichtig ist (in den eigenen vier Wänden – aber auch in unserer Gesellschaft). 

Wir sorgen uns, was sich im Zuge der Krise noch alles ereignen wird und von welchen liebgewordenen Gewohnheiten wir uns noch verabschieden werden müssen. Der Ausgang der jetzigen Krise ist (noch) offen. Und es ist schwierig, die Ungewissheit auszuhalten. 

Anregung zum Tun: 

Für drinnen: 

In der Krise helfen oft die drei B: Butterbrot – Badewanne – Beten. 

Lass dich heute von diesen drei B leiten: 

  • Iss ganz bewusst ein Butterbrot. 
  • Leg dich in die Badewanne und lass deinen Gedanken freien Lauf: Was ist dir wichtig? Was musst du in dieser Zeit loslassen? Was willst du loslassen? 
  • Bring deine Badewannen-Gedanken im Gebet vor Gott.

Steht dir keine Badewanne zur Verfügung, suche dir einen anderen Platz zum Wohlfühlen. 

Für draußen:

Geh hinaus und suche dir einen Ort, an dem du Stufen oder einen Weg bergabgehen kannst. Beim Hinuntergehen frage dich: 
Was ist mir wichtig? Was muss ich in dieser Zeit loslassen? Was will ich loslassen? 
Bist du unten angekommen, spüre in dich hinein. Wie geht es mir damit? 
Gib der entstandenen Leere den Platz, den sie gerade braucht und spüre nach, welcher Weg zurück für dich passt. 

Aus:  https://www.dioezese-linz.at/site/kfb/themenaktionen/spiritualitaet/impulse/article/145932.html

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11. Station

Bibelstelle 

Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. 

Dann warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich.  

Die Leute standen dabei und schauten zu; auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. (Luk 23,33-35)  

Fürbitten 

Herr Jesus Christus, du hast am Kreuz alles Leid der Menschen erlebt, Gott wollte in dir den Menschen auch im tiefsten Leid nahe sein. Du hast deinen Jüngern zugemutet, deinem Beispiel zu folgen und Zeugen für Gottes Wirken zu sein, der sein Reich unter uns wachsen lassen will. 

Wir bitten dich: 

  • Für alle Menschen in Not, für Entrechtete und Verfolgte. Sei mit ihnen in ihrem Kampf um ihre Menschenrechte! 
  • Für die Millionen von Völkern, die unter den politischen, ökonomischen, ethnischen und historischen Verhältnissen leiden, durch die sie ans Kreuz geschlagen werden. 
  • Für die Millionen von Menschen, die vom Reichtum dieser Welt ausgeschlossen sind.  
  • Für die Millionen von Menschen, die auf der Flucht sind und keine Aufnahme finden. 
  • Für die Millionen von Menschen, die in Überfluss leben und sich gegenüber den Armen abgrenzen und sie ausgrenzen. 
  • Für alle Verantwortungsträger, dass sie aufgerüttelt werden, und gegen das Unrecht ankämpfen, dass ein erheblicher Teil im Überfluss lebt, während mehr als einer Milliarde Menschen das Notwendigste fehlt. 

Herr, wir bitten um ein Ende aller diskriminierenden Politik, die Israel über Palästinenser in den besetzten Gebieten und im Staat Israel verhängt. Wir bitten um ein Ende des Kreuzweges der Menschen in diesem Land.  

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10. Station

Bibelstelle 

So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird, das heißt Schädelhöhe. Und sie gaben ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; als er aber davon gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Dann setzten sie sich nieder und bewachten ihn. (Mt 27,33-36) 

Das Parlament der Unsichtbaren 

Indem Menschen ihre Geschichten erzählen, verändern sie die Zustände, unter denen sie und unsere Gesellschaften leiden. Also sorgen wir dafür, dass die Geschichten der Gegenwart gesammelt, die leisen Stimmen lauter gemacht und die Unsichtbaren sichtbar werden. Es entsteht ein Parlament der Unsichtbaren. 

Siehe auch: http://www.armutskonferenz.at/files/schmiederer_autobiografisches_schreiben_achtung-2018.pdf 

In der smart boutique und in dem smart büro werden viele persönliche Geschichten erzählt. 

Exemplarisch und modellhaft werden hier vier Menschen vorgestellt, die um ihre Existenz fürchten und dem entblößten Heiland am Kreuz darin ähnlich sind. Sie sind im Blickfeld Jesu.  

Gottfried 

Gottfried ist ausgebildeter Logopäde. Er macht sich selbständig und eröffnet eine eigene Praxis. Für die Renovierung und die Einrichtung der Räumlichkeiten nimmt er einen Kredit auf. Der Tilgungsplan ist straff, aber gut machbar. In den ersten drei Jahren läuft es gut. Dann fällt Gottfried in eine Depression, er ging zu lange über seine eigenen Grenzen. Er fällt für unbestimmte Zeit aus. Er kann die Raten nicht zurückzahlen. Er muss die Praxis aufgeben. Eine Abwärtsspirale setzt ein. Er hat das Gefühl, versagt zu haben. Er bringt die Energie nicht auf, die er für Bewerbungen nötig hätte. Das AMS kündigt ihm die Unterstützung, weil er Beratungstermine verpasst hat. Die Sozialleistungen werden gekürzt. Er kann sich seine Mietwohnung nicht mehr leisten. 

Sabrina 

Sabrina ist 39, sie lebt bei ihrer Mutter und arbeitet als Kellnerin. Die Arbeit wird ihr zu anstrengend. Der Druck ist zu hoch, das Tempo zu schnell, der Umgangston zu rau. Sie kündigt. Die Mutter erleidet in dieser Zeit einen Schlaganfall und fällt als Unterstützung aus. Sabrina hat nicht gelernt, wie man um Unterstützung ansucht. Die bürokratischen Hürden sind zu hoch. Sie weiß nicht, wie man all die Formulare ausfüllt und wozu die gut sind. Sie müsste die Miete für die Wohnung der Mutter bezahlen, aber auf dem Konto ist kein Geld. Sie hat einige Dinge im Internet bestellt und die Mahnungen stapeln sich ungeöffnet. Die Mutter braucht Pflege, Sabrina bemüht sich. Sie schafft es nicht alleine. 

Michael 

Michael ist freischaffender Musiker. Er hat an der renommierten Musikuni in Wien studiert. Seit einem Jahr hat er keine Einkünfte mehr. Die fix gebuchten Konzerte werden am laufenden Band abgesagt. Er erhält Abschlagszahlungen, die ein Drittel der vereinbarten Gage ausmachen. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Töchtern in einem kleinen Eigentumshaus. Die Ratenzahlungen für den Kredit sind im Normallfall moderat. Zurzeit schlucken sie ein Drittel der Einkünfte. Die anderen Fixkosten schlucken das zweite Drittel. Sie erhalten Familienbeihilfe für beide Kinder. Es geht sich irgendwie aus. Seit ein paar Tagen fällt die Heizung immer wieder aus. Der Installateur hat einen Kostenvoranschlag für einen neuen Gasbrenner gelegt. Von einem alternativen umweltschonenden Heizungssystem können sie nur träumen. Michael hofft, dass das alte Gerät den Winter noch durchhält. Er liest Stellenanzeigen und schickt Bewerbungen für Jobs, die nicht das Geringste mit Musik zu tun haben. Er wird einer von 3 Musiker*innen sein, die durch die Pandemie aus diesem Berufsfeld aussteigen. Zur Zeit hofft er aber bloß auf einen Job. Er ist überqualifiziert. 

Maria 

Maria ist Eigentümerin eines Blumenladens mit kleiner Gärtnerei. Voriges Jahr hat sie die gesamten Frühjahrespflanzen aus der eigenen Gärtnerei kompostieren müssen. Die bestellte Ware lies sich auch nicht mehr absagen. Sie musste zwei Angestellte kündigen, auch die Kurzarbeit wäre nicht leistbar gewesen, die trotzdem anfallende Arbeit erledigt sie nun alleine. Für alternative Verkaufsideen fehlte ihr die Kreativität, die Zeit und das Durchsetzungsvermögen. Sie hat Umsatzersatz erhalten. Die Unterstützungen ändern sich laufend und sie hat keinen Durchblick mehr. Sie weiß nicht, wie es weitergeht. Sie weiß nicht, ob es weitergeht. Sie hat Schlafstörungen, wacht mitten in der Nacht auf und kann nicht mehr einschlafen. Sie bietet ihr kleine Gärtnerei zum Verkauf an. Niemand interessiert sich.

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9. Station

Aufbruch im Scheitern 

Leben ist stets von Brüchen und Erfahrungen des Scheiterns und Neuaufbruchs gekennzeichnet. Ein theologischer Impuls von Christian Kern. 

Die neutestamentlichen Evangelien erzählen häufig von Erfahrungen des Scheiterns. Das gilt besonders für die Passions- und Ostererzählungen: Hier wird das Scheitern der Verkündigung Jesu inszeniert. Der galiläische Prediger pilgert nach Jerusalem hinauf. Es zieht ihn ins Zentrum der Macht oben auf dem Berg. Dort entfaltet er seine Tempelkritik und kommt in erhebliche Konflikte mit der Tempelaristokratie. Seine Botschaft eines bedingungslos liebenden Gottes findet keinen Widerhall. Er wird mundtot gemacht und endet in einem Aufschrei am Kreuz. Er, der sich als zärtliche Fingerspitze Gottes in den Sand der Lebensgeschichten der Leute schrieb (Joh 8,5), verstummt ohnmächtig. Auch seine Jünger scheitern. Ihre Treue zerbricht unter dem Druck der Verfolger. Die Gemeinschaft der Weggefährten verliert sich irgendwo vor den Toren der Stadt. 

Man könnte meinen, dass die Erfahrungen des Scheiterns spätestens am Ostermorgen enden, weil sich dann alles zum Guten wendet. Aber dem ist nicht so. Die Osternarrative sprechen ebenfalls darüber. Das wird besonders deutlich, wenn die Frauen zum Grab kommen, um den Körper Jesu zu salben. Sie suchen ihn, finden ihn aber nicht. Trotz der Botschaft des Engels bleibt er verloren. Ähnlich ergeht es Maria Magdalena. Sie sehnt sich tief danach, ihren geliebten Herrn zu berühren und bei sich zu behalten; zu „erfassen“, was geschehen ist. Aber gerade als sie dem Auferstandenen begegnet, entzieht er sich. „Halte mich nicht fest!“. 

Was die Sprache verschlägt 

Seine Präsenz ist eine Absenz, seine Gegenwart nur im Aufgeben erfahrbar. Die Versuche, seiner habhaft zu werden, laufen fehl. Es verschlägt deshalb auch allen, die am Ostermorgen ans Grab kommen, irgendwie die Sprache. Es fehlen die Worte dafür, was hier geschehen ist. Ostern ist durchzogen von Erfahrungen des Verlustes von Sozialität, von Sprache, von Gegenwart: vom Scheitern. 

Diese biblischen Beispiele lassen erkennen, wie man Scheitern systematisch bestimmen kann: als Verlust von Raum. „Scheitern“ ist der Prozess oder das Ereignis, in dem ein Verlust von Handlungs-, Sozial- und Sprachraum eintritt. Denn jedes Leben hat eine Ordnung, eine Struktur. Menschen leben in und durch einen vielfältig strukturierten Raum, ein Gefüge von Handlungs-, Sprach- und Sozialisierungsrelationen. Die Struktur der Dinge erzeugt eine Beherrschbarkeit der Welt und ermöglicht darin Erfolg. 

„Scheitern“ meint das Gegenteil. Im Scheitern gehen diese Strukturen des Handelns, der Sprache oder des Lebens als deren Möglichkeitsbedingung verloren. Handeln läuft ins Leere. Was sich dabei einstellt, ist ein verlorener Raum. Die Handlungsmöglichkeiten bleiben präsent als das, was fehlt. „Woran hat es gefehlt?“, fragt man, wenn etwas misslungen ist. 

Kehrtwende und Aufbruch 

Scheitern hat deshalb auch eine konstruktive Seite. Erfahrungen des Scheiterns decken die Produktionsbedingungen des Lebens auf. Man blickt hinter die Kulissen. Von dieser kritischen Erkenntnis der eigenen Lage kann ein kreativer Impuls ausgehen. Es werden Umstellungen denkbar. Neues und Anderes wird sichtbar. Dem verlorenen Raum tritt ein möglicher Raum gegenüber. Scheitern führt damit in einen Zwischenraum aus Verlust und Überschreitung. Es öffnet die Möglichkeit der Entscheidung, über das Bisherige hinauszugelangen und sich in einem „spatial turn“ – einer gänzlichen Umkehr – anderswohin zu wenden. Im Scheitern steckt ein Aufbruch. 

Das Osternarrativ ergänzt etwas Wesentliches: Die Jünger erleiden zwar Verluste, sie erfahren ein Scheitern in der Unverfügbarkeit des Auferstandenen. Aber dieser Verlust, so dunkel wie er ist, wird zu einem Licht für Ihren Weg und führt zu Entdeckungen. Er wendet ihre Gedanken den anderen zu, die ebenfalls mit dem Verlust ringen. Im Verlust sind sie aufeinander in neuer Weise bezogen. Die erlittene Ohnmacht lässt sie eine andersartige Verbundenheit entdecken, ein neues Miteinander. 

Der erlittene Verlust stößt darin ein Wagnis des Glaubens an. Im Scheitern tritt eine Leerstelle auf. Sie wird nun nicht als Ort einer Vernichtung, sondern als Einbruchstelle eines Anderen gesehen. Der entzogene Auferstandene ist eben nicht fassbar. Aber gerade darin wird er zum Ausgangspunkt, immer neu zu besprechen und zu suchen, wo er zu finden sei. Das Scheitern wird zum Übergang in einen offenen Raum. Am Ort des Verlustes öffnet sich eine Passage. Sie ist der Beginn eines Weges in und mit den anderen. 

Aktualität des Scheiterns 

Scheitern wird derzeit zunehmend zu einer öffentlich verhandelten Lebenserfahrung: Die Ratgeberliteratur dazu wächst, poststrukturalistische Soziologien und Philosophien entdecken es als eigenes Thema, wie etwa der Band „Scheitern – ein Desiderat der Moderne?“ von Rene John und Antonia Langhof eindrucksvoll belegt. Die Erfahrung der Fragmentarität des Lebens drängt an die Oberfläche. Leben ist stets von Brüchen durchzogen. „Scheitern“ ist ein Zeichen spätmoderner Zeiten. 

Wenn sich Theologie und kirchliche Verkündigung darauf einlassen, können sie das eigene Evangelium tiefer verstehen und die eigenen Gehalte über das Scheitern neu entdecken. Dies macht authentischer und führt zu neuen Praktiken im Umgang mit Lebensbrüchen. Gott verschließt Lebensräume im Scheitern nicht, sondern öffnet sie, indem er Aufbrüche ermöglicht. Darin steckt kritisches Impulspotential für die Gesellschaft insgesamt, nämlich eigene Scheiternserfahrungen weder zu tabuisieren noch als pure „Chance“ zu trivialisieren. Wenn man sich mit dem Scheitern konfrontiert und es zu betrauern lernt, wird es belebt und zum Ort der Entdeckung einer neuen Verbundenheit und Sprache. Dies erschließt Humanisierungs- und Entspannungspotentiale für die Leistungsgesellschaften von heute. 

Von Christian Kern, Priester des Bistums Würzburg, Doktorand an der theol. Fakultät Salzburg, Fachbereich Dogmatik, zum Thema „Theologie an Orten des Scheiterns“. 

https://www.miteinander.at/miteinanderarchiv/themenarchiv2016/7968/aufbruch-im-scheitern 

Verwandte Bibelstelle 

Gut ist es für den Mann, / ein Joch zu tragen in der Jugend. Er sitze einsam und schweige, / wenn der Herr es ihm auflegt. Er beuge in den Staub seinen Mund; / vielleicht ist noch Hoffnung. Er biete die Wange dem, der ihn schlägt, / und lasse sich sättigen mit Schmach. Denn nicht für immer / verwirft der Herr. Hat er betrübt, erbarmt er sich auch wieder / nach seiner großen Huld. (Klgl 3, 27 bis 31) 

Weiteres Material: Hinfallen und wieder aufstehen. Gescheitert, aber nicht gestoppt. Impulse in der österlichen Bußzeit:  

http://www.kolping-willich.de/meine%20pdf/Impulse/Fastenzeit_2021.pdf 

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8. Station

Gute Gespräche gibt es nie genug. Es ist das Ziel des Projektes, den Innenraum der Kirche, das „Hoheitsgebiet“ zu verlassen und damit auch auf eigene Regeln, Riten und Routinen zu verzichten, um den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Das hat in der Konsequenz zur Folge, dass Kirche Abstand nimmt von einer „Bescheidwisser-Mentalität“ und hört, was die Menschen ihr zu sagen haben. Erst durch diesen Perspektive-Wechsel wird Begegnung möglich. 

Biblische Grundlage sind die Anweisungen für die Mission in den Evangelien des Mt, 10, 5-15; 28,19 f; Mk 6,6b-13 und Lk 9,1-6. Auch Papst Franziskus vertritt die Position, dass die Grundoption der Kirche gegenwärtig nicht ist, Vorschriften zu reduzieren oder ganz abzuschaffen oder dies oder jenes zu erleichtern, sondern auf die Straßen zu gehen, um die Menschen zu suchen und sie persönlich kennenzulernen. Und das nicht nur, weil es ihre Sendung ist, sondern weil die Kirche selber Schaden nimmt, wenn sie es nicht tut. 

Poetisches zum Gespräch:  

Aufhebung  

Sein Unglück 

ausatmen können 

tief ausatmen 

so dass man wieder 

einatmen kann 

Und vielleicht auch sein Unglück 

sagen können 

in Worten 

in wirklichen Worten 

die zusammenhängen 

und Sinn haben 

und die man selbst noch 

verstehen kann 

und die vielleicht sogar 

irgendwer sonst versteht 

oder verstehen könnte 

Und weinen können 

Das wäre schon 

fast wieder 

Glück 

Erich Fried

Bibelstellen 

Die Aussendung der zwölf Jünger 

Dann rief er die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen. Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen. Er sagte zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd. Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn euch aber die Leute in einer Stadt nicht aufnehmen wollen, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf. Sie verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken. (Lk 9, 1 -6) 

Jesus begegnet den weinenden Frauen 

Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden? (Lk 23,27 – 31) 

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7. Station

Gedankenimpulse zu den Bildern

Die Kreuzwegbilder der Kapelle der Schulschwestern, gestaltet 1983 von Prof. Wolfgang Bergner, laden zu tiefergehenden Interpretationen ein.

Zur Farbgebung 

Die Sträflingskleidung der KZ-Häftlinge, grau-blaue Streifen, wird von Jesus übernommen und in Rot-gold verwandelt. Jesus ist immer dort, bei den Geknechteten, bei den Gefangenen, bei den Hungernden, bei den Armen, er ist mitten unter uns. 
Was sind die Verbrechen in unserer Welt und Zeit.  
Woran leidet Jesus heute?  
Wasche ich mir die Hände, denn schuld sind immer die anderen? 
 
Zur Linienführung 

Die rote Linie trägt Jesus und Simon. Jeder Mensch wird von Gottes Liebe getragen. Simon und jeder von uns. Jesus nimmt unsere Hilfe an. 
Wem kann ich helfen? 
Wie kann ich Hilfe annehmen?  

Wem bin ich für seine Hilfe dankbar? 
Auf dem Hintergrund der Verbrechen des 20. Jahrhunderts ist Jesu Kreuzigung umso mehr getragen von Gottes unendlicher Liebe (die rote Linie und Sonne). 

Die Formgestaltung 

Im Tabernakelmotiv sehen wir die 15. Station des Kreuzweges, die Auferstehung. Wir deuten dieses Bild als „Mitteilung Gottes“ im Sakrament. Gott teilt sich uns mit, er gibt sich uns mit, wir nehmen Gott auf und wir strahlen Gott auch wieder aus. 

Bin ich durchlässig für Gottes Liebe? 

Nach innen? Lasse ich sie zu? 

Nach außen? Gelingt es mir, sie weiterzugeben? 

Der Künstler

Wolfgang Bergner war akademischer Maler mit Langenloiser Wurzeln * 1943 in Langenlois/NÖ - 2010 
 
Ausbildung 
1961-1966 Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien (bei Sergius Pauser) 
Studium an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg (Radierung) 
 
Auszeichnungen, Stipendien 
1987 „Dr. Theodor Körner Preis“ für Malerei 
Text von der Sterbeanzeige Wolfgang Bergners:
Falls der Tod aber gleichsam ein Auswandern ist von hier an einen anderen Ort, und wenn es wahr ist, was man sagt, dass alle, die gestorben sind, sich dort befinden, welch größeres Glück gäbe es wohl wie dieses? Sokrates 

Verwandter Bibeltext 

Herr, denk daran, was uns geschehen, / blick her und sieh unsre Schmach!
Dahin ist unseres Herzens Freude, / in Trauer gewandelt unser Reigen.  Die Krone ist uns vom Haupt gefallen. / Weh uns, wir haben gesündigt. Warum willst du uns für immer vergessen, / uns verlassen fürs ganze Leben?  Kehre uns, Herr, dir zu, / dann können wir uns zu dir bekehren. /  
Erneuere unsere Tage, damit sie werden wie früher. (Klgl 5) 
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6. Station

Fürbitten

  • Herr, lass uns immer mehr erkennen, was es bedeutet, als Bild Gottes geschaffen zu sein und welche Folgen dies für unser Leben hat. 
  • Herr,  lass uns hellhörig und sensibel sein, wenn Menschen unsere Anteilnahme brauchen und eine liebevolle Geste ihnen Hilfe sein kann. 

Bete ein Vater unser für einen Menschen, der gerade jetzt deine Hilfe und die Anteilnahme braucht. 

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